Vierhundertachtundzwanzig

Durch den Ausfall des CIOs hat Carsten’s Arbeitszeitkonto wieder mehr Zuwachs erhalten, als beabsichtigt war. Mir war das nicht ganz unrecht, denn wenn er sich nicht an die Vereinbarungen hält, konnte ich vielleicht noch auf einen Aufschub hoffen.
Allerdings sieht Carsten das ganz anders. Im Mai hatte er gerade so eben im Schnitt fünfzig Stunden pro Woche geschafft. Jetzt im Juni sollte er eigentlich auf 45 kommen.

„Du siehst sicherlich ein, dass das jetzt nicht zu schaffen ist. Ich habe einiges zusätzlich für die IT-Abteilung zu erledigen, was nicht zu deinen Aufgaben zählt. Und der Assistent muss erst mal eingearbeitet werden, bevor er mich tatsächlich entlasten kann.“
„Klar sehe ich das ein.“
„OK. Dann sollten wir endlich den Hochzeitstermin festlegen.“
„Da du deine Arbeitszeit nicht hinreichend reduzieren kannst, verschiebt sich das erst mal. Wir haben noch Zeit, etwas konkretes zu planen.“
„Nein, nein. Wir ziehen das jetzt durch!“
„Sorry, Liebster, wir hatten gesagt, dass wir heiraten, wenn du auf 40 Stunden in der Woche bist. Das ist aber jetzt noch gar nicht abzusehen.“
„Der zusätzliche Aufwand für die IT-Abteilung zählt nicht. Du warst selbst gerade einverstanden.“
„Ich habe nur gesagt, dass ich einsehe, dass du jetzt mehr arbeiten musst, als vorgesehen. Unsere Vereinbarung gilt trotzdem unverändert weiterhin.“
„So einfach kommst du mir nicht davon. Schließlich bist du nicht ganz unschuldig an dieser Entwicklung. Die Mehrarbeit ist nur vorübergehend und außergewöhnlich. Die darfst du nicht mit einrechnen.“
„Die Mehrarbeit kann sich noch Monate hinziehen. Da wäre eine Hochzeitsreise ohnehin nicht drin.“
„Lass das meine Sorge sein. Ich habe gesagt, ich ziehe die Hochzeit durch, und das meine ich so. Die Firma wird während der Hochzeitsreise schon nicht gleich bankrott gehen. Zumindest nicht, wenn du mich ein paar Vorbereitungen treffen lässt, auch wenn ich dann mein Stundenkontingent überschreite.“
„Bist du krank? Das kenne ich gar nicht von dir, so zu reden.“
„Dann gewöhn‘ dich dran.“

„Es ist ganz schön irrational von dir, mich immer noch heiraten zu wollen, obwohl ich dir ständig Ärger bereite.“
„Wenn du nicht gerade deine Krallen an mir schärfen willst, bin ich unvernünftigerweise gerne mit dir zusammen. Und irgendwie habe ich den Eindruck, dass du jemanden nötig hast, der dich wenigstens halbwegs im Griff hat.
Ich gebe dir auch – trotz einer gewissen Kausalität – nicht wirklich die Schuld an dieser Entwicklung. Damals waren wir eben getrennt. Ich gehe aber davon aus, dass du dich jetzt an unsere Vereinbarungen hältst, insbesondere an die Ausschließlichkeitsklausel und mir keine Hörner aufsetzt.“
„Du kannst ganz beruhigt sein. Ich habe mir meine Hörner abgestoßen, und horny bin ich sowieso nur noch auf dich.“

„Wenn das so ist, dann legen wir jetzt den Termin fest.“
Ich hatte dem nichts mehr entgegenzusetzen, so dass wir uns auf Anfang August einigten. Daran gefällt mir zwar nicht, dass das fast auf den Tag genau ein Jahr nach Fiona’s Hochzeit ist, aber das ist – von Weihnachten mal abgesehen – die ruhigste Zeit im Geschäftsjahr. Außerdem haben wir selbstverständlich meinen voraussichtlichen Zyklusverlauf berücksichtigt. Schließlich wollen wir das Flittern nicht wegen der Zwangspause unterbrechen müssen.

Damit war unsere Diskussion noch nicht abgeschlossen, aber das zu bloggen vertage ich jetzt auf morgen.

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Über Anne Nühm (breakpoint)

Die Programmierschlampe.
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18 Antworten zu Vierhundertachtundzwanzig

  1. NixGibts schreibt:

    Die Hochzeitsplanung klingt aber nicht unbedingt sehr romantisch, hoffentlich wird es die Ehe.

    Ich wünsche dir alles Gute dafür.

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  2. Baerlinerin schreibt:

    …ihr schafft das!!! 🙂

    Ich persönlich bin sehr zwiegespalten, was das Heiraten betrifft. Ich als Mädl träume sicher auch im Hinterstübchen davon…. Aber sich für immer auf einen Mann festzulegen, will mir nicht in den Kopf. Meine letzte Beziehung lief fast 10 Jahre, aber auch sie hat mir gezeigt: Irgendwann trennen sich einfach Wege, weil die Partner sich in unterschiedliche Richtungen entwickeln oder man nach und nach eben keine Kompromisse mehr eingehen will oder sich eingeengt fühlt oder, oder, oder.

    Darum drücke ich euch umso mehr die Daumen und Miss Liebreiz die Pfoten, dass ihr mir zeigt, wie`s richtig läuft! 😉

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  3. Pingback: breakpoint’s Wayback Archive #21 //1783 | breakpoint

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