Vierhundertsechzehn

Eigentlich hatte ich meine Hoffnungen auf den Webmasterfriday gesetzt, ein interessantes Thema vorzuschlagen, aber zum heutigen Thema möchte ich nichts bloggen.
Stattdessen habe ich hier eine kleine Geschichte, die ich schon länger vorbereitet hatte.

Einen Kaffee zu bekommen, kann ganz schön kompliziert werden. Das zeigt das folgende Erlebnis, das schon einige Zeit zurückliegt.

Ich war einige Zeit in der Stadt unterwegs gewesen, hatte Einkäufe und Erledigungen gemacht.
Jetzt lechzte ich nur nach einem Kaffee. Bis zu meinem Lieblingskonditor war es mir zu weit, also gab ich einem Coffee-Shop eine Chance. Ich stellte mich kurz an, um mir einen Kaffee zu bestellen. Ich war also ziemlich müde, und in Gedanken mit irgendwelchen Implementierungsdetails beschäftigt, die ich noch am Nachmittag umsetzen wollte.
Schließlich war ich an der Reihe, und eine Verkäuferin nahm meine Bestellung auf.

„Guten Morgen. Ich hätte gerne einen Kaffee.“
„Zum hier Trinken oder zum Mitnehmen?“ (Keramiktasse und 19% MWSt oder Pappbecher und 7% MWSt)
„Zum hier Trinken.“
„Groß, mittel oder klein?“
„Äh, groß.“
„Was für einen Kaffee?“
„?“
„..“ (zählt ellenlange Liste auf, von der ich mir in meiner momentanen Verfassung nichts merken kann) „..“
„Einen ganz normalen Kaffee.“
„Kaffee Classico. Mit oder ohne Koffein?“
„Mit natürlich.“
„Mit Zucker oder Süßstoff?“
„Nein, danke.“ Enden diese Entscheidungen denn nie?
„Mit Milch oder Sahne?“
„Milch bitte.“
„Noch etwas dazu?“
„Nein.“ Die Kuchenauswahl hier sagt mir nicht zu – und noch mehr Fragen beantworten will ich auch nicht.
„Haben Sie eine Kundenkarte?“
„Nein!“ Ich will doch nur endlich einen Kaffee!
„Dann zahlen Sie in bar?“

Wortlos reiche ich ihr einen Fünf-Euro-Schein. Sie gibt mir Wechselgeld, und – endlich, endlich – meinen Kaffee.

Über Anne Nühm (breakpoint)

Die Programmierschlampe.
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11 Antworten zu Vierhundertsechzehn

  1. gelöschter User schreibt:

    Das erinnert mich an dieses Lied ab 02:00 😀

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  2. olimano schreibt:

    Einen Kaffee zu bekommen kostet Kraft,
    und ist mittlerweile fast ne Wissenschaft.
    Ja in unseren heutigen modernen Zeiten,
    gibt’s halt so viele Auswahlmöglichkeiten,
    dass es ja beinahe wirkt lächerlich extrem,
    und ohne Kaffee-Coach gibtÂ’s ein Problem.

    Die Notwendigkeit von diesem Berufszweig,
    die ich jetzt hier auch mal ganz kurz aufzeig`,
    stellt sich noch nicht bei: Groß, mittel, klein?
    Sondern, dann halt erst so wirklich gemein,
    bei der ja wichtigen Frage nach dem Kaffe,
    denn will man nur normales Filterzeug, oje,
    wird man, die Riesenauswahl in Anbetracht,
    heutzutage beinahe echt schon ausgelacht.

    Wenn einen die völlige Verwirrung umkreist,
    weil der Filterkaffe jetzt Kaffe Classico heißt,
    ja mit Frappuccino, Moccaccino, Kaffee Latte,
    gibt’s Dinge von denen man nie gehört hatte,
    und untereinander gibtÂ’s da Alternativen satt,
    man kann beim Flavour ja wählen Hazelnut,
    Choclate, Vanilla und Schlumpfeingeweide,
    Cherry, Apple und Hirte auf der Bergweide,
    denn heut heißt die Kaffeindustriestrategie,
    sag bei den Kaffeflavourarten niemals nie.

    Ach ja, das Beste, bevor ich`s vergess,
    nach dem langen Kaffebestellprozess,
    ist man auch noch so richtig im Stress,
    daher haben funky-freshe hippe Leute,
    klar, ihren eigenen Kaffe-Coach heute 🙂

    Dass es mal wirklich so weit kommt hoff ich nicht,
    und das war eh nur ein kleines, albernes Gedicht!

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  3. engywuck schreibt:

    Erinnert mich an meinen ersten Besuch in einem „Subway“. wenn ich erstmal 20 Entscheidungen treffen muss bevor ich mein Essen bekomme ist es meines Erachtens ungeeignet für „Fastfood“ 🙂

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    • breakpoint schreibt:

      Das ist wohl das Food, bei dem man fast fasten muss.

      Es sollte eine Default-Vorbelegung für alle Fragen geben.
      Wer davon abweichende Sonderwünsche hat, muss die halt explizit angeben. Ansonsten gibt’s das Standardmenü/den Standardkaffee.

      Wenn ich z.B einen Dialog für ein GUI entwerfe, dann belege ich auch alle Optionen mit einem vernünftigen Wert vor.
      So muss der User (bzw. DAU) gar keine Klicks setzen, wenn ihm die Vorgabe passt. Bei dem was er nicht will, setzt er halt ein paar Häkchen um oder ändert die Eingaben.

      Die Kommunikation an einem Computer mit einer (gut durchdachten und designten) Nutzerschnittstelle ist so viel einfacher und vor allem schneller als die Kommunikation mit einer Verkäuferin.

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      • Murgs schreibt:

        Du hast es mal wieder auf den Punkt gebracht.
        Überall gibt es Standard-Versionen, und bei großer Produktvielfalt reichen 2-3 Fragen um dahin zu kommen. Zwangsberatung ist unnötig und nervt.

        Kleine Horrorstory: In Amerika wollte Neffe N2 unbedingt bei Subway den Drive-thru testen. Eine intensive Kommunikation über eine Sprechanlage ist akustisch schon schwierig, aber dann sind in USA viele McD-, Subway- usw. Angestellten des Englschen weniger mächtig als man selber. Das Ergebnis war grauenhaft und nachbesserungspflichtig – nix „schnell mal was holen“. :))

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