Vierhundertelf

Nachdem wir uns auf der Hollywoodschaukel vergnügt hatten, fragte mich Carsten, wie ich jetzt bezüglich der Wohnungskündigung vorzugehen gedenke.

„Was? Welche Wohnungskündigung?“
„Nun, du hast doch damals den Mietvertrag für die Wohnung mündlich gekündigt. Das war im Februar, die Kündigung wird also zum 1. Juni wirksam.“
„Ach, das. Hast du das wirklich ernst genommen? Dann hättest du es mir schriftlich bestätigen sollen.“
„Wieso? Du hast die Kündigung nie schriftlich nachgereicht. Und ich bestätige sie dir hiermit mündlich.“
Ich setzte mich auf. „Du willst, dass ich ausziehe?“
„Du kannst ja zu mir ziehen.“
„Ich werde keinesfalls auf das Land ziehen.“
„Dann zieh zu mir in meine Stadtwohnung.“
„Da wohne ich doch schon.“
„Fein. Dann sparst du den Umzug.“
„Scherzkeks! Dann ändert sich doch gar nichts für mich.“
„Oh doch. Du zahlst dann endlich keine Miete mehr.“
„Damit bin ich aber nicht einverstanden.“
„Willst du etwa wortbrüchig werden. Immerhin hast du – wenn auch nur mündlich – den Mietvertrag gekündigt.“
„Das widerrufe ich.“
„Ich nehme den Widerruf nicht an. Außerdem habe ich Eigenbedarf.“
„Ich werde nicht hier wohnen bleiben, ohne dafür Miete zu zahlen,“ (bisher war es immerhin ein symbolischer Betrag), „ich lasse mich doch nicht völlig von dir aushalten!“
„Ich halte es doch immer gerne mit dir aus, Samtpfötchen. Aber du kannst auch jederzeit in mein Landhaus ziehen.“
„Was hast du denn davon, wenn ich keine Miete zahle?“
„Dann bist du noch mehr auf mich angewiesen, und musst mir ewig dankbar sein.“

Warum muss er mich immer so ärgern?
Ich war kurz davor, zu drohen, dass ich mir dann eben eine andere Wohnung suchen würde, erinnerte mich jedoch an meinen Vorsatz, Geldangelegenheiten gelassener zu sehen, und gab nach.
Ach, was ist mein Wildkatzen-Ich zahm geworden!
Wenn das so weitergeht, werde ich Carsten bald zu langweilig werden.

Über Anne Nühm (breakpoint)

Die Programmierschlampe.
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24 Antworten zu Vierhundertelf

  1. ednong schreibt:

    Du und zahm? Das wäre so als würde man sagen, man hat es geschafft, Feuer und Wasser zu mischen, ohne das es sich gegenseitig auslöscht …

    Zahm … ich bezweifle ja, dass dieses Wort überhaupt in deinem Wortschatz vorkommt. Wahrscheinlich hast du es nur aus Anlass dieses Posts nachgeschlagen 🙂

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  2. House-of-mystery schreibt:

    Du bist nicht zahm ? Wieso nicht ? Das frage ich mich jetzt aber wirklich ! 🙂

    Also wenn eine Wildkatze anfängt zu schnurren ist sie dann zahm oder immer noch wild ? Was meinst du ? 🙂

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    • breakpoint schreibt:

      Nee, ich bin nicht zahm. Ich habe höchstens hin und wieder mal zahme Anwandlungen.

      Selbst wenn eine Wildkatze (oder auch das anschmiegsamste Schmusekätzchen) schnurrt, hat sie dennoch ihre Krallen, die sie jederzeit auch ohne Vorwarnung ausfahren und einsetzen kann.
      So richtig zahm und gehorsam wird eine Katze nie.

      Schrödinger’s Katze ist zum Glück nur ein missratenes Gedankenexperiment.

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  3. vires schreibt:

    du kannst ja evtl. bei solchen punkten immer anmerken, dass du hier nur nachgibst um eure vereinbarung nicht zu sehr zu beanspruchen.

    oder du sammelst dir solche punkte als druckmittel für die nächsten diskussionen wenn er wieder mehr arbeiten will/muss

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  4. Murgs schreibt:

    Die Kündigung bedarf der Schriftform.
    Damit ist das Thema juristisch erledigt, aber ihr beide solltet Euch durchaus den Details Eures Zusammenlebens widmen. Deine Wohnung ist da schon ein wichtiger Punkt – wie sähe das Worst-Case-Szenario aus?
    Du mußt nicht die Krallen ausfahren, aber auch Geldangelegenheiten müssen geregelt werden. Da Carsten dazu neigt sehr subtil vorzugehen, denk mal in Ruhe über seine Motive und Ziele nach. Ich denke nicht, daß er Langeweile vorbeugen will. Ich vermute er will mehr von Dir, aber wovon mehr?

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    • breakpoint schreibt:

      „Die Kündigung bedarf der Schriftform.“
      Das steht explizit aber nicht in unserem Mietvertrag.
      Selbst wenn ich formaljuristisch vielleicht im Recht bin, soll ich mich deswegen herumstreiten?
      Und wenn ich darauf beharren würde, würde Carsten wohl den Vertrag kündigen und mit Eigenbedarf begründen.
      Einen Machtkampf um die Wohnung würde niemand gewinnen. Da gäbe es höchstens zwei Verlierer.
      So wichtig ist mir die Sache jetzt auch nicht.

      Worst Case: ausziehen und mich von ihm trennen.
      Das will ich aber nicht.

      „Wovon mehr?“
      Da bin ich überfragt. Meines Erachtens hat er bereits alles von mir, was ich geben kann.
      Das heißt .. einen Punkt gibt es wohl doch ..

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      • engywuck schreibt:

        du glaubst, ihm reicht *ein* Kind von dir?

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      • ednong schreibt:

        Also mir fallen da auf Anhieb 2 Punkte ein … 😉

        Und eine Kündigung bedarf nur dann der Schriftform, wenn es so vereinbart ist. Andererseits ist es meist problematisch für den einen oder anderen, eine mündliche Kündigung vor Gericht zu beweisen – daher nimmt man hilfsweise die Schriftform.

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        • breakpoint schreibt:

          Vielen Dank für deine 11 Kommentare von heute nacht.
          Das dürfte nicht nur neuer Rekord sein, sondern einer davon ist auch der 2000. Kommentar überhaupt. Cheerio!

          Ich antworte mal exemplarisch auf diesen hier, denn so viel Zeit/Langeweile, dass ich auf jeden einzelnen eingehen kann, habe ich jetzt doch nicht.

          Inwiefern die Kündigung jetzt tatsächlich juristisch wirksam ist, ist eher irrelevant.
          Ich bleibe erst mal hier wohnen.

          Es sind schon mehr als nur ein Punkt, bei dem es Meinungsunterschiede gibt, aber nur bei einem ist tatsächlich kein Kompromiss möglich.
          Die anderen Punkte kriegen wir mit beiderseitigem guten Willen schon einigermaßen hin.
          So habe ich in letzter Zeit bei Geldfragen ja meistens nachgegeben, und mich in der Öffentlichkeit auch halbwegs seriös gekleidet (was mir bei der bisher vorherrschenden Kälte sogar entgegenkam).
          Auch sonst war ich mustergültig brav.
          Carsten hat sein Verhalten ebenfalls hinreichend geändert – und er arbeitet i.A. tatsächlich weniger -, so dass tatsächlich nur ein einziger Punkt mit Konfliktpotential bleibt.

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  5. Murgs schreibt:

    Der Mietvertrag ist nur ein Verwand. Die Frage ist doch Welche Aussage versteckt sich dahinter und welches Ziel verfolgt Carsten? Das Thema berührt offensichtlich Grundsätzliches in Eurer Beziehung, also hat Carsten damit Hintergedanken (Oder ich überinterpretiere ihn, aber dann wäre er sehr unaufmerksam, was Deine Reaktionen angeht.)
    Die Sache mit der Kündigung ist an sich wirklich unwichtig. Was ist aber die Motivation damit wieder anzufangen?

    Worst Case: Ich befürchtete, dass Du es so siehst. Meine Sicht: Worst Case: Carsten passiert etwas und Fiona und Verena sind Deine Vermieterinnen!

    „Dann bist du noch mehr auf mich angewiesen, und musst mir ewig dankbar sein.“

    Was ist das Gegenteil? Das er auf Dich angewiesen ist ??? Nein, ich denke er will kein angewiesen sein und Dankbarkeit, sondern mehr Gemeinsamkeit: Er will Dich in sein Leben integriert sehen und ebenso Bestandteil Deines Lebens sein. Ich weiß nicht wo er die Schwerpunkte legt, aber er hat wie ich über 20 Jahre Eheleben hinter sich, da verzahnt sich das Leben zweier Menschen sehr weit. Da wirst Du noch wenig Erfahrung haben.
    Ich verstehe jetzt auch, warum er so auf Hochzeit aus ist (Ich sah den Trauschein bei euch eher als nützlich denn als notwendig an). Er will Dich mit Haut und Haaren und das nicht nur im romantischen Sinn, sondern auch praktisch in allen Lebenslagen.

    Im Prinzip sehr positiv, aber für Dich nicht ganz einfach. Er will Dich nicht ärgern, aber Du reagierst anders, weil Du Individualität und Freiheit gewöhnt bist.

    Der Punkt .. Ich glaube ich weiß was Du meinst und das paßt auch in dieses Bild. Und es sollte Dir weniger Angst machen, als Du jetzt denkst. 🙂

    Hier läuft noch die Feier, ich schreibe in Etappen seit gestern an diesem Text, hoffentlich sind keine extremen Gedankensprünge darin.

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    • breakpoint schreibt:

      Puuh, der von dir konstruierte Worst Case ist tatsächlich noch worse, aber zum Glück nur reine Spekulation.
      In dem Fall bliebe mir nur noch ein halbwegs geordneter Rückzug.

      Ich glaube eigentlich nicht, dass Carsten dies bewusst alles plant. Dazu ist er sonst viel zu direkt und geradlinig, und weniger der raffinierte Taktiker.
      Außerdem habe ich der Hochzeit ja schon zugestimmt, nur das genaue Datum steht noch nicht fest. Aber so plus minus ein Vierteljahr wird Carsten es doch wohl noch ohne Heiratsurkunde aushalten können!

      Es stimmt, mir ist meine Unabhängigkeit sehr wichtig. Und es gefällt mir gar nicht, immer mehr in Abhängigkeit von ihm zu geraten.
      Mir wäre es wirklich lieber, er ließe mich eine angemessene Miete bezahlen. Oder er hätte die Wohnung gar nicht erst gekauft.
      So werde ich einen Weg finden müssen, das zumindest teilweise zu kompensieren.

      Ich weiß auch, dass er mich nicht ärgern will. Ich sollte das eher als Zeichen seiner Wertschätzung interpretieren – aber das fällt mir eben schwer.

      Und ich befürchte durchaus, dass er das irgendwann als Druckmittel benutzen könnte für diesen gewissen einen Punkt, bzw. als Gegenleistung einfordern könnte (vielleicht projiziere ich dabei auch nur meine eigene Berechnung auf ihn).
      Aber dieser Punkt ist eben wirklich Boolesch. Da gibt es nur Entweder Oder, aber kein dazwischen, auf das man sich als Mittelweg einigen könnte.

      Hoffentlich ha(tte)st du eine harmonische Familienfeier in angenehmer Gesellschaft.
      Ich freue mich schon darauf, davon zu lesen.

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      • ednong schreibt:

        Oh ja, sein Bild eines Worst-Case hat was 😉 Wobei du dann wahrscheinlich einfach ganz ruhig ausziehst.

        Ich denke auch, Carsten will dich nicht ärgern. Es ist halt seine Art von Spaß. Und es ist natürlich das Spielchen um Macht.

        Interessant an eurer Konstellation ist, dass ihr beide ziemliche Freiheiten genießt. Er als Unternehmer und als Vater, du als Selbstständige. Und natürlich will jeder von euch die Freiheit behalten. Ich glaube, Carsten übersieht das ein wenig bei dir. Den Punkt solltest du ihm gegenüber stärker betonen.

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      • Murgs schreibt:

        „Es stimmt, mir ist meine Unabhängigkeit sehr wichtig. Und es gefällt mir gar nicht, immer mehr in Abhängigkeit von ihm zu geraten.“
        Du bewegst Dich zwangsläufig in eine gewisse Form der Abhängigkeit, aber das sollte durch Vertrauen ausgeglichen werden. Eure Beziehung soll ja dauerhaft angelegt sein, da ist en Ausgleich nötig. Ein Teil Deiner Unabhängigkeit geht verloren, dafür gewinnst Du an anderer Stelle hinzu.

        „Mir wäre es wirklich lieber, er ließe mich eine angemessene Miete bezahlen. Oder er hätte die Wohnung gar nicht erst gekauft.“

        Ich fasse es einfach zusammen: Der Kauf Deiner Wohnung ist die dümmste Idee, die ich mir vorstellen kann.
        Als „Gag“ ist das ein zu tiefer Eingriff in dein Lebensumfeld. Nicht komisch.
        Für ein „Liebesnest“ kauft man doch nicht die Wohnung, wo die Freundin lebt und arbeitet. Eher einen ruhigen Rückzugsort.
        Eine „büronahe Zweitwohnung“ würde ich nach ganz anderen Kriterien suchen.
        Eine „unüberlegte Spontanentscheidung“ ist ein Wohnungskauf niemals: mit Notar Grundbuch etc.

        Der negative Aspekt: Es zieht Dir buchstäblich den Boden unter den Füssen weg. Wenn er nicht sensibel genug war, das gleich zu merken, dann hast Du Dein Unbehagen jetzt deutlich gemacht. Da soll er sich endlich Gedanken über eine für Dich annehmbare Lösung machen. Ernsthaft.

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  6. Moody schreibt:

    Auf der Hollywoodschaukel vergnügt???? Also den Rest hast du ja schon zu genüge durchgekaut, aber auf der Hollywoodschaukel… wobei… wo ich es so schreibe, kommen mir tatsächlich nützliche Eigenschaften in den Sinn, wobei nur eine Person tatsächlich auf der Schaukel „sitzt“. 😛

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