Dreihundertsiebenundsiebzig

Gestern war Frühlingsbeginn, sprich Äquinoktium! Hurra!
Da kann ich jetzt allmählich meine Frühlingsgarderobe umstellen. Meine Miniröcke und die Strings (ich erwarte eure Stringtheorien und TOEs als Zeichenketten) warten schon ungeduldig im Schrank.

Nicht ganz so angenehm sind die Probleme, die ich mit der Nachbarin in der Wohnung unter meiner habe.
Letzte Woche stand sie irgendwann vor meiner Tür, mit einem rotznäsigen Kind auf dem Arm. Sie beschwerte sich über die „ständige nächtliche Ruhestörung“. Ich erwiderte, dass das erstens gar nicht sein kann, weil wir nur viermal pro Woche hier übernachten und dann auch nicht non-stop Zimmerlautstärke überschreiten, und zweitens den ganzen Tag über aus ihrer Wohnung Kindergekreische und Geschrei dringe, was mich in meiner Konzentration störe und von meiner Arbeit ablenke.
Sie lamentierte herum, dass es bei ihr aber wenigstens Nachts „immer“ ruhig sei (ihr Pech). Dafür ist es bei mir tagsüber immer leise, weil ich das Radio nur wenig aufdrehe, und an den Wochenenden bin ich schließlich überhaupt nicht da.
Endlich ging sie wieder, nicht ohne anzukündigen, sich deswegen an ihren Vermieter zu wenden.
Das muss sie wohl auch getan haben, und ihr Vermieter sich gleich an einen Anwalt.
Wie dem auch sei, Carsten zeigte mir das Schreiben des Anwalts. Darin wird er aufgefordert, die nächtlichen Ruhestörungen in seiner Wohnung zu unterbinden. Ansonsten werden rechtliche Schritte angedroht.
„Kannst du nicht einfach etwas leiser sein?“
„Nein. Kann ich nicht. Du wirst mich schon knebeln müssen.“
Carsten seufzte: „Das hatte ich mir bei dir zwar auch schon desöfteren überlegt, aber aus ganz anderen Gründen.“
„Deine Methoden sind einfach zu effektiv. Ich kann mich da nicht zurückhalten. Außerdem ist es bei Tag immer so laut in der Wohnung unter mir. Unternimm lieber mal etwas dagegen. Nur weil ich mich nicht andauernd darüber beschwere, heißt das ja nicht, dass es mich nicht stört.“
„Soll ich mal mit deiner Nachbarin reden?“
„Ja, sag ihr, dass sie ihren Kindergarten da unten ruhig halten soll.“
„Ich dachte eigentlich eher daran, ihr einen Geldbetrag als Kompensation anzubieten, damit sie die nächtlichen Störungen duldet.“
„Und was ist mit den Störungen, die ihr Kindergarten verursacht?“
„Ist das wirklich so schlimm?“
„Ja. Das geht früh schon vor acht los und geht bis in den späten Nachmittag. Also genau zu den Zeiten, wenn ich arbeiten muss.“
„Verdammt, Samtpfötchen, du solltest dich mit deiner Nachbarin einigen, und die Angelegenheit nicht eskalieren lassen. Ich bin ein angesehener, seriöser Geschäftsmann. Ich kann es mir nicht leisten, in einen Sexskandal verwickelt zu werden, selbst wenn es nur um das Lustgestöhne meiner Geliebten geht.“
„Das du immerhin verursachst.“
„Wenn du in mein Haus ziehen würdest, hätten wir diese ganzen Probleme nicht.“
„Ich will aber nicht aufs Land. Ich fühle mich hier wohl – bis auf das ständige Geschrei da unten.“
Wir einigten uns schließlich darauf, erst mal abzuwarten. Nächste Woche sind wir ohnehin in Urlaub. Außerdem werden Carsten’s Anwälte ein entsprechendes Schreiben aufsetzen, das den Vermieter der Nachbarin dazu auffordert, dafür zu sorgen, dass die Lärmemission aus dessen Wohnung deutlich reduziert wird.

Über Anne Nühm (breakpoint)

Die Programmierschlampe.
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31 Antworten zu Dreihundertsiebenundsiebzig

  1. DerMaskierte schreibt:

    Die einfachste Lösung wäre doch: Carsten kauft die Hütte! Oder zumindest die angrenzenden Wohnungen.

    Jetzt denk mal wie eine angehende Unternehmersgattin.

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    • breakpoint schreibt:

      Investitionen in Immobilien sind nicht sonderlich rentabel (genug Unternehmersgattin-like gedacht).

      AFAIK wohnen in den anderen Wohnungen teilweise auch die Eigentümer selbst. Die werden gar nicht verkaufen wollen.
      Und bei den übrigen Wohnungen sind dann trotzdem noch die Mieter drin. Ich bezweifle, dass man die über Eigenbedarf da raus kriegt.

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  2. gelöschter User schreibt:

    öööhhhmmmmmm

    Knebel in den Mund?
    (oder so?)

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  3. House-of-mystery schreibt:

    Also, was sind denn Stringtheorien ? 🙂 Nach Farbe etc. und so ?

    Und die liebe Nachbarin ? Nun ja, vielleicht ladet ihr mal einen Freund ein, der dann bis spät abends bleibt, dann schickst du ihn zu ihr herüber………. ! Mal sehen, wie laut sie sein kann ! 🙂

    Aber so ein Knebel im Mund ? Ne, das würde mich bei meiner Partnerin irgendwie stören. Es ist doch wie Musik…… du weißt schon 🙂

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    • breakpoint schreibt:

      Wenn es bei Stringtheorien um Farben geht, dann höchstens um die Farben von Quarks.

      Da sollte ich besser Kathin fragen, ob sie ein geeignetes Kuppel-Objekt kennt. :))

      Das mit dem Knebel war eher scherzhaft gemeint, obwohl ein Experiment nicht schaden würde.

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      • House-of-mystery schreibt:

        Ok, ok, hast du mich wieder dran gekriegt…….du und deine Strings. Obwohl du ja deine Miniröcke mit den Strings….ach was… vergiss es. Ich kann da einfach nicht mitreden, ich kenn mich da nicht aus. 🙂 Aber sieht bestimmt toll aus 🙂

        Na ja frag mal die Kathin. Irgendetwas wird es ja wohl geben.

        Experimente sind ja meißtens nicht schlecht. Meißtens haben sie ja ein Vorspiel und ein Ergebnis. Und daraus wird man sogar schlau 🙂

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        • breakpoint schreibt:

          Was kann ich dazu, dass der Begriff String (mindestens) dreifach überladen ist? ;D Aber schön, wenn es deine Fantasie anregen konnte.

          Experimente sind Fragen an die Natur, auch wenn die Antwort oft interpretationsbedürftig ist.

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  4. Mit Gruss schreibt:

    Kindergarten halt.

    Unten … wie auch oben!

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    • breakpoint schreibt:

      Inwiefern oben?
      Kannst du das bitte etwas konkreter erläutern?
      Oben geht es nicht immer jugendfrei zu.

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      • Mit Gruss schreibt:

        Was gibt’s da zu erläutern?

        Unten „echter Kindergarten“ zu Kindergarten-üblichen Zeiten.
        Oben Kindergarten-gemäßes-„DER hat aber angefangen“-Verhalten. Ersatzweise Zickenkrieg.

        Aber der „andere Anwalt“ wird es euch sicher noch genauer erläutern, wer wann welche Geräusche in welcher Lautstärke machen darf.

        *Fremdschäm*

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        • breakpoint schreibt:

          Hm, ganz so ist es nicht.

          Ich habe bisher den Lärm geduldet – obwohl er mich gestört hat – und kaum ein Wort darüber verloren, nicht herumgejammert oder mich beschwert.
          Hätte ich wohl auch nicht, wenn ich nicht in Zugzwang gekommen wäre.

          Auch vom Ausmaß her lässt sich das nicht vergleichen. Bei uns oben dauert die erhöhte Lautstärke gerade mal ein paar Minuten.
          Insgesamt – je nach dem wie man die Grenzlautstärke ansetzt – sind das pro Woche vielleicht eine, höchstens zwei Stunden.
          Ich gebe ja zu, dass mich das auch stören würde, aber vom Ausmaß ist es wesentlich geringer als der Lärm von unten.

          Unten sind es nämlich an die 50 Stunden (Montag bis Freitag, jeweils von ca. 7:30 Uhr bis 17:30 Uhr).

          Soll ich das weiterhin klaglos ertragen und mich stattdessen selbst einschränken?

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          • engywuck schreibt:

            das musst du wohl – tagsüber muss viel mehr erduldet werden. Frag mal bei Diener Stadt, was die Ruhezeiten sind (ist stadtpolizeilich geregelt, meist 22-6 und 12-14). Und außerdem wird ja immer vertreten, dass Kinder keine Lärmquellen sind bzw. ihr Lärm unschädlich ist[1]. Was auch immer das Dezibelmessgerät dann anzeigt… 😉

            [1] http://www.bundestag.de/dokumente/textarchiv/2011/34547505_kw21_de_kinderlaerm/index.html

            Wäre vielleicht ne Idee, rauszufinden in welchem Raum das Kind schläft und dann den Raum direkt drüber auszusparen?

            Das Argument mit „ich muss aber arbeiten“ gilt möglicherweise auch nur eingeschränkt (Mischgebiet) bzw. gar nicht (reines Wohngebiet). Allerdings darf die werte Dame dann auch keine Tagesgruppe aufmachen (so sie nicht nur ihr eigenes Kind nicht im Griff hat was Lärm angeht).

            Geld anbieten würde ich übrigens nicht, das ist im Zweifel ein Schuldeingeständnis.

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            • breakpoint schreibt:

              Es geht ja nicht um das eine Kind, das hier wohnt – das wäre kein Thema – sondern um die Kinder, die sie zusätzlich tagsüber betreut.

              Dies hier ist ein reines Wohngebiet. Da darf sie AFAIK gar nicht ohne Genehmigung ein Gewerbe ausüben. (Das trifft BTW nicht auf mich zu, da ich ja freiberuflich arbeite.)

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          • Tja, wenn man irgendwo wegen des lieben Friedens Willen alle Hühneraugen zudrückt – dann treten die Störer Dir bei einer eigenen Kleinigkeit einfach in die Kniekehlen.
            Da kann man einfach nur mittels Overkill zurückschlagen:
            Bei Lärmbelästigung sofort den SV Werder anrufen (und diesem verklickern, daß da wohl gewerbliche Kinderbetreuung läuft). Plärren die Blagen *richtig* – Polizei anrufen mit „klingt, als werden hier wohl grade Kinder geschlagen“.
            Noch eine Möglichkeit:
            den eigenen Stecher anspitzen (ist ja anscheinend ein Haus aus Eigentumswohnungen bestehend und ihm gehört (d)eine) und eine Eigentümerversammlung einberufen und das dortige „Tagesgruppenproblem“ zur Sprache bringen. Oder einfach dem Vermieter der entsprechenden Wohnung damit drohen – in ETW-Häusern gelten *ganz* andere Regeln. Da kann in der Gemeinschaftsordnung sogar rechtsgültig stehen daß man nach 19 Uhr nicht lauter als 60dBa furzen darf.

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            • breakpoint schreibt:

              Die Polizei wegen Kindesmisshandlung anzurufen wäre vermutlich erfolgsversprechend, aber so unfair bin ich nicht.
              Nein, wir bleiben bei rechtsstaatlichen Mitteln und hoffen, dass das eine Lösung bringt.

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        • baerlinerin schreibt:

          Sorry, da muss ich auch energisch widersprechen.

          …finde das gar nicht „Kindergarten“-Niveau!

          Da wohnt leider eine sehr unreflektierte Bewohnerin unter ihr, die – selbst nachdem sie auf ihre eigenen Unzulänglichkeiten hingewiesen wurde – wieder nur egoistisch agiert, in dem sie einen RA einschaltet. Wie unterbelichtet ist DAS denn???

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  5. WWWTYREL schreibt:

    Ist es nur ihr Kind oder hat sie Tageskinder (also wirklich Kindergarten-like) bei sich? Im letzteren Fall bräuchte sie dafür nämlich eine schriftliche Genehmigung des Vermieters. Wahlweise könntest Du bzw. Carstens Anwälte das Ordnungsamt einschalten.
    LG

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    • breakpoint schreibt:

      Sie hat mehrere Tageskinder. Über die Geräusche eines einzigen Kindes hätte ich kein Wort verloren, aber wenn sich vier oder fünf Kinder mit ihrer Herumheulerei abwechseln ..
      Inwieweit sie hier überhaupt Tageskinder betreuen darf, werden die Anwälte klären. Schließlich gibt es auch die Hausordnung, die Gewerbeordnung, und was weiß ich.

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  6. Magnolia14 schreibt:

    Schallschutzwände?

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  7. breakpoint schreibt:

    DreihundertdreiundneunzigSeit ein paar Tagen ist es herrlich ruhig in der Wohnung unter meiner.
    Ich hätte das gar nicht explizit hier erwähnt, wäre mir nicht gerade – als ich vom Einkaufen kam – die Nachbarin über den Weg gelaufen. Sie starrte mich nur hasserfüllt an und sagt…

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  8. dieSuchende schreibt:

    Aaaahhhhja *lach* – überall dasselbe, also 😉
    Allerdings ist meine nachbarin eigentlich nie laut. *flöt*
    Damit kann ich nicht argumentieren.^^

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