Wenn mir bewusst gewesen wäre, dass er zu den Sponsoren der Veranstaltung gehörte, wäre ich vermutlich gar nicht hingegangen.
So aber wollte ich wieder einmal etwas für meine Weiterbildung tun und endlich mal wieder unter Leute kommen.
Die Vorträge waren halbwegs interessant, das Buffet beim anschließenden Get-together überdurchschnittlich, und niemand kam auf die Idee, eine Faschingsveranstaltung daraus zu machen.
Als ich gerade im Begriff war, die Toilette aufzusuchen, sah ich ihn plötzlich ein paar Schritte schräg vor mir stehen und sich mit anderen Teilnehmern unterhalten.
Es wäre lächerlich gewesen, abrupt die Richtung zu wechseln. Und so ging ich geradeaus weiter, in der Hoffnung, dass er mich gar nicht bemerken würde.
Ich war schon fast an ihm vorbei, als er sich plötzlich umdrehte und mich erkannte. In seinen Haaren und vor allem dem Bart war einiges an Grau dazugekommen.
Er nickte mir mit versteinerter Miene zu: „Hallo, wie geht’s dir?“
„Sehr gut. Danke. Und dir?“
„Bestens.“
„Na, denn, weiterhin alles Gute.“
Damit schaffte ich es, das Gespräch zu beenden. Ich setzte meinen Weg fort, und er wandte sich nach einem kurzen Nicken wieder seinen Gesprächspartnern zu.
Oh, ein Verflossener?
LikeLike
Hm.
War wohl nur eine Frage der Zeit, bis wir uns mal über den Weg laufen.
LikeLike
Dein Vater?
LikeLike
Nein. Wie kommst du auf diese Idee?
Mein Vater wohnt über 100 km entfernt, und ist längst Rentner.
Ich sehe ihn zwar nur selten, bin aber trotzdem noch das brave Töchterlein.
LikeLike
Ich würde auf Carsten tippen …
LikeLike
Bingo
LikeLike
Naja, war abzusehen. Die Kunst ist, es richtig zu händeln.
Du und braves Töchterlein? Ich glaub ja, dein Vater kennt dich nicht richtig.
LikeLike
Wie kann man einen Menschen schon „richtig“ kennen, mit seinen sämtlichen Facetten und Wesenszügen?
Jeder Mensch (na, zumindest die meisten, nehme ich an) hat doch eine komplexe Persönlichkeit und zeigt doch nach außen nur die Oberfläche.
Und je nach Perspektive ist nur ein Subset sichtbar.
LikeLike
Hm… das musste ja irgendwann passieren. Aber gut mit umgegangen, man muss ja auch nicht so tun, als würde man sich nicht kennen. Ein kurzes Abnicken genügt.
LikeLike
Da hast du sicher recht.
Aber ich hätte ihn bestimmt nicht von mir aus angesprochen, hätte mich am liebsten unsichtbar gemacht.
LikeLike
Das kann ich mir vorstellen, solche Gespräche oder allein schon solche Momente, wo man dann in einem Raum ist, sind total unangenehm, da möchte man am liebsten gleich wieder gehen. So kenne ich das von mir zumindest.
LikeLike
Pingback: breakpoint’s Wayback Archive #1B //1743 | breakpoint