Dreihundertachtunddreißig

Lange habe ich gezögert, die eher unspektakuläre Geschichte, wie ich selbständig wurde, zu veröffentlichen. Schließlich lässt sich aus ihr wieder einige Information entnehmen, die meine Identifizierung erleichtern könnte.
Aber was soll’s, schließlich habe ich nicht mehr viel zu verlieren.

Nach dem Studium fand ich eine Anstellung in einer völlig anderen Branche als jetzt. Ich nutzte dort als Anwenderin eine Software, die in einer Nachbarabteilung entwickelt und gepflegt wurde.
Meine Arbeit bestand darin, Daten einzugeben, zu verändern, diese Software darüber laufen zu lassen, das Ergebnis zu analysieren und in Berichten zu dokumentieren.
Immer wieder gab es auch umständliche Routineaufgaben, für die keine geeigneten Hilfsmittel zur Verfügung standen. Ich schrieb also ein paar Scripts und Batch Jobs, die diese Aufgaben vereinfachten, und auch von meinen Kollegen eingesetzt wurden.

Irgendwann lernte ich Sebastian kennen. Er arbeitete in der Branche, in der ich jetzt auch aktiv bin.
Sebastian wusste, dass ich in meiner Freizeit gerne ein bisschen programmierte, und so fragte er mich, ob ich nicht ein Hilfsprogramm für ihn schreiben könne. Er brauche ein Programm, das mit sehr speziellen Daten umgehen könne, und derzeit gäbe es nichts geeignetes.
Innerhalb von 14 Tagen hatte ich ein entsprechendes Progrämmchen zusammengewurstelt. Rückblickend war es nur ein sehr simples Programm, nur rudimentäre Funktionalität, ohne jedwede Dokumentation, ziemlich quick’n’dirty, ohne geeignetes Errorhandling, einige schwerwiegende Bugs, naja.
Aber Sebastian setzte es ein und gab es auch an Kollegen und Kunden weiter (zum Glück von Anfang an mit wirksamer Zeitbegrenzung).
Anscheinend hatte ich mitten ins Schwarze einer Marktlücke getroffen. Das Programm war ein Renner.
Ich begann mich also intensiver mit der Thematik zu befassen, verbesserte das Programm sukzessive, und eignete mir nach und nach eine gewisse Expertise an.
Nach einiger Zeit bekam ich entsprechende Anfragen von verschiedenen Unternehmen, und ich begann nebenbei selbständig zu werden.
Das Nebengeschäft lief gut, nahm aber immer mehr Zeit in Anspruch.
Auf der anderen Seite hatte ich meinen Job, der mich nicht sonderlich forderte. Es war immer nur die gleiche langweilige Datenverarbeitung. Jeden Tag nur Daten eingeben und die Ergebnisse analysieren. Ohne eine Spur Kreativität.
Mit Chefs und Kollegen kam ich zwar gut aus, aber auf die Dauer war es langweilig, jeden Tag zu festen Zeiten (die Flexibilität der Gleitzeit war eher gering) in immer demselben Büro mit ständig den gleichen Leuten immer wieder die gleichen Aufgaben zu erledigen.

Tja, als ich dann einen größeren Auftrag erhielt, der sich nicht mit einem andern Fulltimejob vereinbaren ließ, gab ich die Anstellung auf und widme mich seit bald acht Jahren recht erfolgreich meiner selbständigen Tätigkeit.

Über Anne Nühm (breakpoint)

Die Programmierschlampe.
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34 Antworten zu Dreihundertachtunddreißig

  1. gelöschter User schreibt:

    Das ist ja sehr interessant, und es freut mich sehr,
    dass du nun mehr Spass bei der Arbeit hast! Vor allem
    freut es mich,d ass du sogar erfolgreich bist, und dein
    Programm so gut ankommt!! Ich wünsche dir, dass es auch
    so bleibt und du weiterhin Freunde und Erfolg haben wirst!

    LG an dich
    Conchi

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  2. Moody schreibt:

    Also identifizieren wird Dich anhand dieser Beschreibung nur jemand, der Dich bereits kennt und der müsste diesen Blog ja zuvor erst finden. Da find ich die Namensangabe der Firma gestern bedenklicher.

    Aber ich finde es schön, dass Du mal so einen Einblick gegeben hast. Ist ja eh ganz interessant, wie die Leute dahin gekommen sind, wo sie nun sind.

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  3. ednong schreibt:

    Sehr interessant, obwohl natürlich noch einige Fragen offen geblieben sind 😉

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  4. breakpoint schreibt:

    DreihundertfünfundfünfzigDie haben wieder daran herumgepfuscht. Anders als Pfusch kann ich das leider nicht bezeichnen.
    Das ganze Zeugs ist mittlerweile dermaßen verkorkst!

    IMHO wäre es das vernünftigeste, da einen sauberen Schnitt zu machen, und den ganzen Kram von vorn n…

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  5. Sandra Kathe schreibt:

    Hallo,

    vielen Dank nochmals für deinen Beitrag an meiner Blogparade. Ich habe gerade nochmal eine kleine Zusammenfassung gepostet, die du hier nachlesen kannst: http://s-kathe.com/wordpress/sprung-ins-ungewisse-teil-2/

    Viele Grüße und da das Jahr ja noch gar nicht so alt ist: Ein frohes neues Jahr und alles Gute für ein erfolgreiches 2014.

    Sandra Kathe

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  6. breakpoint schreibt:

    SechshundertzweiundsechzigEs folgt die Fortsetzung der Beantwortung der Fragen , die die Bärlinerin mir gestellt hat.

    „…hast du die Heirat schon mal eine Sekunde lang bereut/angezweifelt?“
    Dass ich mit Carsten zusammen bin, habe ich noch nicht bereut. Ob allerdings die s…

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  7. breakpoint schreibt:

    SechshundertachtundneunzigDie Blogparaden der letzten Zeit reizten mich thematisch kaum. Eine Ausnahme ist die Parade bei Selbstständig-im-Netz, bei der nach Tipps und Erfahrungen zur Motivation bei selbständiger Tätigkeit gefragt wird.

    Meine Motivation unterscheidet sich se…

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  8. breakpoint schreibt:

    AchthundertzweiunddreißigFast hätte ich die Blogparade „“Ich und das Programmieren“, die derzeit noch bei der Code-Bude läuft, gar nicht mitbekommen. Für mich als Programmierschlampe wäre das schade gewesen.

    Dabei waren die Anfänge gar nicht so spektakulär.
    In der Schule …

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  9. breakpoint schreibt:

    Neunhundertvierundachtzig„Was wäre wenn“ heißt eine Blogparade auf Ich-mach-mir-die-Welt, die sich mit Rollenklischees beschäftigt. Dabei wird die Frage gestellt, was anders wäre, wäre man als das jeweils andere Geschlecht geboren.
    Das ist natürlich reine Spekulation, da die …

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  10. Andreas Schmied schreibt:

    Hallo Anne,

    vielen Dank für Deinen Beitrag zu meiner Blogparade. Wie es scheint läuft bei Dir alles gut als Freiberuflerin, freut mich! Darf ich genauer nach Deinem gesamten Leistungsspektrum fragen?
    Ich wünsche Dir auch einen schönen Tag und ein schönes, erholsames Wochenende!

    Liebe Grüße

    Andreas Schmied

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    • Hallo Andreas,

      meinen freiberuflichen Leistungen fokussieren sich auf (branchenspezisches) Softwareengineering und IT-Beratung.
      Außerdem unterstütze ich auch seit einigen Jahren meinen Mann in dessen Unternehmen, indem ich u.a. die dortige Softwareentwicklung leite.

      Dir ebenfalls ein schönes, entspanntes Wochenende und lg
      Anne

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