Hunderteinundvierzig

Das Wochenende begann, nachdem ich am Freitag abend noch mit Carsten die Nachfolge des CIOs besprochen habe.
Ich nannte ihm den Kandidaten, den ich ausgewählt hatte, und begründete meine Wahl (wenngleich ich nicht alle Kriterien aufzählte).
Carsten nahm das zur Kenntnis, fragte mich aber, ob ich doch nicht lieber selbst den Job auf Dauer übernehmen wolle, da alles so glatt gelaufen sei.
Ich schüttelte den Kopf: „Nein, wirklich nicht. Dich als Chef würde ich nicht lange ertragen.“
„Hm, dann muss ich das wohl so akzeptieren. Aber willst du nicht wenigstens dein Büro bei uns behalten? Für den CIO finden wir auch einen anderen geeigneten Raum.“
„Was würde mir das bringen? Ich habe keine Lust, jeden Tag dorthin zu fahren. Ich arbeite lieber zu Hause ungestört.“
„Nun, du könntest die gesamte Infrastruktur nutzen.“
„Welche Infrastruktur? Den Snackautomaten in der Cafeteria?“, erwiderte ich etwas unfair.
„Ich meine Scanner, Drucker, Fax, Besprechungräume, Sekretariatsleistungen, superschneller Internetzugang, ..“
„Scanner und Drucker hab ich selber. Fax, Besprechungsräume und Sekretärin brauch ich nicht. Mein Internetzugang ist mir schnell genug, die Geschwindigkeitsbegrenzung ist meistens ohnehin der Webserver. Und außerdem schmeckt mir mein Kaffee besser, als der in deiner Firma.“
„Es ist schon schwierig, dir einen Gefallen zu tun“, meinte Carsten etwas resigniert.
„Jetzt warte nur mal morgen ab. Vielleicht denkst du danach anders.“

Tatsächlich wird mir der Shoppingtag am Samstag wider Erwarten in ausgesprochen guter Erinnerung bleiben.
Wir waren schon früh im Einkaufszentrum und machten etliche Läden und Geschäfte durch.
Carsten verlor nie seine gute Laune. Dabei musste er nur meistens rumstehen und warten, während ich etwas aussuchte oder anprobierte. Ich wäre an seiner Stelle spätestens nach einer halben Stunde total genervt und gelangweilt gewesen. Es ist wirklich bewundernswert, wie er das alles ertrug.
Im Laufe der Zeit kamen schon einige Einkaufstüten zusammen. Zwischendurch verstaute Carsten das alles im Kofferrraum seines Wagens. Wir gingen irgendwann in ein Café, später aßen wir zu Mittag. Am Spätnachmittag war ich erschöpft und wollte mich nur noch hinlegen. Also fuhren wir – nach einem Zwischenstop in meiner Wohnung – zu Carsten nach Hause.
Meine Garderobe hat einiges an Zuwachs bekommen, darunter auch als bestes Teil eine sehr feminin geschnittene Lederjacke aus Nappaleder, die ich mir selbst sicher nie geleistet hätte. Dazu kommen noch ein paar Bücher und ein 23-Zoll-Monitor (den ich aber trotzdem von der Steuer absetzen werde, weil Carsten mir die Rechnung überlässt).
Ich fragte Carsten, ob er denn nun mit der Aktion zufrieden sei.
Er nickte lachend: „Alles im grünen Bereich. Aber verrate bitte meinen Töchtern nie etwas davon, sonst wollen sie auch mit mir einkaufen gehen, und das kostet mich dann ein Vielfaches.“

Den ganzen Sonntag über musste Carsten dann arbeiten (wenn auch mit einigen Unterbrechungen 😉 ). Ich nutzte währenddessen das warme Wetter, um die Schaukel gebührend auszukosten.

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Über Anne Nühm (breakpoint)

Die Programmierschlampe.
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3 Antworten zu Hunderteinundvierzig

  1. breakpoint schreibt:

    DreihundertvierundachtzigWohlig entspannt lagen wir aneinandergeschmiegt auf dem Bett. Ich zeichnete mit dem Finger gedachte Lissajous-Figuren auf Carsten’s Bauch.

    „Bald hast du wieder Geburtstag. Hast du einen speziellen Wunsch, oder wollen wir zusammen shoppen gehen wie l…

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  2. Pingback: Dreihundertvierundachtzig | breakpoint

  3. Pingback: breakpoint’s Wayback Archive #0B //1612 | breakpoint

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